Bibel-Schatzkammer

Bibel und Pfalz

Ein Schwerpunkt der historischen Sammlung sind Bibelausgaben mit Bezug zur Region Pfalz. Dazu zählen beeindruckende Faksimile-Ausgaben des Lorscher Evangeliars (um 810) und Schätze der Bibliotheca Palatina wie die Ottheinrich-Bibel (um 1425) oder die Armenbibel (um 1518) sowie Faksimile-Blätter des Codex Argenteus (6. Jahrhundert), der Übersetzung des Otfried von Weißenburg (um 860), des Speyerer Evangeliars (um 1046) und der Frankenthaler Bibel (um 1148). Zu sehen sind Originale von in der oder für die Pfalz hergestellten Bibelausgaben wie eine lateinische Bibel aus der Druckerei Peter Drach (1489), die Evangelienharmonie des Speyerer Domvikars Jakob Beringer (1526), die Feyerabend-Bibeln mit Bildern pfälzischer Kurfürsten (1560 und 1583), die Neustadter- (1579. 1588, 1594), Piscator- und Tossanus-Bibeln, das Neue Testament des pietistischen Freinsheimer Pfarrers Johann Heinrich Reitz (1702), der Raubdruck des Pfaffschen Bibelwerks von Ludwig Gegel aus Speyer (ab 1767), das umstrittene Werk "Die neuesten Offenbarungen Gottes" des Dürkheimer Pfarrers und Aufklärers Carl Friedrich Bahrdt (1774) und Bibelausgaben des Pfälzischen Bibelvereins (ab 1930).

Biblia Palatina digital

Viele der für die Pfalz relevanten Bibelausgaben sind bereits von Bibliotheken digitalisiert. Beispiele sind das Evangelienbuch Otfrieds von Weißenburgs von 870, die Frankenthaler Bibel von 1135, die Ottheinrichbibel von 1435, die Armenbibel der Bibliotheca Palatina von 1518, Luthers Neues Testament von1522 und seine "letzte Hand" von 1545, die Wormser Propheten von 1530, die Feyerabend-Bibel 1560 und 1583 mit Pfälzischen Kurfürsten, die Neustadter Bibel von 1587/88 und 1594,das Neue Testament von Johann Heinrich Reitz von 1702 als "neue Übersetzung" in der Biblia Pentapla oder Carl Friedrich Bahrdts "Neuste Offenbarungen Gottes" von 1772. 
Viele weitere digitalisierte Bibelausgaben finden sichhier.     

Handschriften und Inkunabeln (bis 1500)

Um 1100 entstand die älteste im Museum ausgestallte Bibel-Handschrift auf schwerem Pergament. Weitere stammen aus den Jahren 1250, 1350 und 1450. Sie zeigen die Entwicklung der Handschrift und wurden auf dünnem Jungerfernpergament niedergeschrieben. Auch verfügt das Museum über eine Sammlung von Inkunabeln, also der früher Bibeldrucke vor 1500. Gezeigt werden die Biblia Latina von Peter Drach aus Speyer (1489) aber auch vorlutherische deutsche Bibeln mit kolorierten Holzschnitten sowie eine kleine handlche Arbeitsbibel, ein 1491 entstandenes Meisterwerk von Johannes Froben aus Basel.

Vorlutherische deutsche Bibeln

Bereits vor Martin Luther gab es 18 deutschsprachige Bibeldrucke. 1466 entstand in Straßburg die Mentelin-Bibel, die als vollständiges Faksimile eingesehen werden kann, wie auch die Kölner Bibel von 1478. Deren beeindruckende Holzschnitte finden sich koloriert in der original vorliegenden Koberger Bibel von 1483, die in Nürnberg gedruckt wurde. Die Straßburger Grüniger-Bibel von 1485 war der erste handliche Bibeldruck. Bei diesen frühen Bibeldrucken mussten Initialen, also Anfangsbuchstaben der Kapitel, von Briefmalern eingefügt werden (Bild). Bei der Grüninger-Bibel wurde dem Besitzer wohl das Geld knapp, weshalb beim ausgestellten Blatt der Anfangsbuchstabe fehlt. 

Bibeln der Reformationszeit

Ein Prunkstück der Schatzkammer ist Martin Luthers letzte von ihm selbst bearbeitete Bibelausgabe, seine "letzte Hand" von 1545. Als Faksimiles sind sein Dezembertestament von 1522 sowie viele seiner Flugschriften ausgestellt. Weitere bedeutende Bibeln der Reformationszeit sind die Beringer-Bibel (1526), ein Faksimile der Täuferübersetzung Wormser Propheten von 1527 sowie die äußerst seltene Straßburg-Durlacher Bibel von 1530. Diese deutsche Vollbibel enthielt große Teile der Luther-Übersetzung, die Apokryphen der Zürcher Bibel und die Wormser Propheten. Neben den katholischen Ausgaben des Emser-Testaments (1529) und die Dietenberger Bibel (1550) sind Ausgaben der Zürcher Bibel von 1531, 1537 und 1545 sowie die Feyerabend-Bibel (1560) mit Bildern der Pfälzischen Kurfürsten zu sehen.

Katholische Korrektur-Bibeln

Erst seit der Gegenreformation und dem Konzil von Trient (ab 1546) gilt die lateinische Vulgata als die alleinige Bibel der Katholiken. Dabei hatten zuvor streitbare katholische Theologen sogenannte "Korrektur-Bibeln" verfasst. Dazu zählte das Neue Testament des Hieronymus Emser, das 1527 mit Kommentaren versehen wurde. Ein Exemplar von 1529 mit Holzschnitten des Anton von Worms ist ausgestellt. Ebenso die Vollbibel des Mainzer Theologieprofessors Johannes Dietenberger, der 1534 kurz vor der Vollendung von Luthers Übersetzung bereits eine deutsche Bibel herausbrachte. Scharf formuliert er in einem Kommentar, dass evangelische Prediger Hunde seien (Bild). Selbst einer der wichtigsten Gegner Luthers, Johannes Eck, hatte 1537 die Bibel übersetzt und somit aus katholischer Sicht Luthers Übersetzung von angeblichen Fehlern gereinigt, wie in den Vorworten der Korrektur-Bibeln steht. 

Neustadter Bibeln

In Neustadt wurden seit 1579 bei Matthäus Harnisch im Umkreis der Hochschule Casimirianum bedeutende Bibeln mit dem Luthertext gedruckt. In der Pfalz wurde erstmals die vollständige Verszählung fertiggestellt und in einer Bibel gedruckt. Heute findet sich diese Pfälzer Zählung in allen Bibeln der Welt. Der Neustadter Bibeldruck von 1579 ist koloriert und zeigt Pfalzgraf Johann Casimir, der den aus Heidelberg verbannten reformierten Professoren in Neustadt eine Heimat bot. Die Neustadter Bibel von 1587/88 erschien im handlichen Quartformat mit Kommentaren des reformierten Theologen David Pareus. Widerspruch bei den Lutheranern führte zur Aussage, dass dies eine mit "des Teufels Kot beschmeißte Biblia" sei. Im repräsentativen Folio-Format erschien dann die Ausgabe von 1594. Eines der in Neustadt ausgestellten Exemplare dieser Ausgabe hat beigebunden weitere Hilfsmittel. Mit dabei ist der Heidelberger Katechismus, Schautafeln zur biblischen Geschichte, ein biblisches Lexikon sowie das Gesangbuch der Reformierten, die Psalmgesänge von Ambrosius Lobwasser. 

Reformierte Bibelausgaben

Da die Pfalz lange Kernland der reformierten Theologie war, werden Bibelausgaben der Reformierten ausgestellt. Dazu zählt die Übersetzung von Huldrych Zwingli und Leo Jud als großformatige Folio-Ausgaben der Zürcher Bibel von 1531 und 1545 sowie eine Handausgabe von 1537. Paul Tossanus, der in Neustadt aufwuchs, schuf die Tossanus-Bibel mit der legendären Paradieskarte. Die Pisctorbibel von Johann Piscator war die erste urtextnahe Bibelübersetzung, die er in seinen Jahren als Professor am Neustadter Casimirianum begonnen hatte. Sie erschien ab 1602 in Herborn. Lutheraner bekämpften diese Übersetzung. Weil Piscator Markus 8,2 übersetzte "Wann diesem Geschlecht ein Zeichen wird gegeben, so strafe mich Gott", nannten seine Gegner sie "Straf-mich-Gott-Bibel".

Besondere historische Bibeln

Weitere historisch wichtige Bibeln sind eine Merian-Bibel von 1704, eine 1620 erschienene Zetzner-Bibel aus Straßburg mit zeitgenössischen Stichen sowie eine lateinische Bibel von Franziskus Junius. Der lehrte am Neustadter Casimirianum und war für die Entwicklung einer demokratischer Gemeindeordnungen wichtig. Außerdem verfügt das Bibelmuseum auch über eine seltene Ehebrecherbibel. Warum diese so heißt? Erkunden Sie es selbst. 

Historische Bibelübersetzungen

Bibelübersetzungen wurden schon früh durch den Pfälzischen Bibelverein e.V. gefördert. 1937 entstand so eine Ausgabe in Suaheli (Ostafrika) und in den 1950er Jahren Ausgaben in Twi (Ghana). Eine Besonderheit ist das Neue Testament auf Tibetanisch, das in Form einer buddhistischen Schrift im Querformat gedruckt wurde (Bild). Durch eine Partnerschaft zwischen einer protestantischen Kirche in Korea und der Evangelischen Kirche der Pfalz befindet sich im Bibelmuseum ein Expemplar des ältesten Bibeldrucks Koreas.

Historische Kinderbibeln

Seit der Reformationszeit gibt es Bibeln für Kinder und Menschen, die nicht oder kaum lesen und schreiben konnten. Eine Vitrine zeigt wichtige Beispiele aus fünfhundert Jahren. Darunter sind Johann Hübner, der mit seiner Kinderbibel das erste Schulbuch mit Fragen entwickelte, aber auch das in der Pfalz bekannte Schulbuch Schild des Glaubens mit Bilder von Paula Jordan.

Bibelgesellschaften

Bibelgesellschaften sind seit über 300 Jahren für die Herstellung, Übersetzung und Verbreitung der Bibel zuständig. Die erste Bibelgesellschaft wurde 1710 von Hildebrandt von Canstein gegründet, damit Menschen für den Preis eines Paars Schuhe eine Bibel erwerben konnten. An ihn erinnern in der Ausstellung mehrere Canstein-Bibeln. In der Pfalz wurden im 19. Jahrhundert Bibeln des Bayerischen Zentralbibelvereins sowie der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft verbreitet, bis 1915 der Pfälzische Bibelverein e.V. gegründet wurde. Der ließ in den 1930er Jahren eigene Bibeln herstellen. An diese Bibelausgaben sowie an den Gründer Adolf Risch erinnert eine Vitrine. Seit 1981 werden unter dem Dach der Deutschen Bibelgesellschaft gemeinsam Bibeln hergestellt. 

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